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Mediterranean Voices

Eine Video-Konzert-Architektur über zwölf Identitäten aus dem Mittelmeerraum.

 

Zwölf Komponisten aus Mittelmeerländern haben jeweils ein Werk für die Neuen Vocalsolisten geschrieben. Der Videokünstler Daniel Kötter hat die zwölf Herkunftsländer bereist und die unterschiedlichen Situationen der Künstler und der Regionen auf Video festgehalten. Die Architektin Sofia Dona hat den architektonischen Rahmen für die mehrteilige Veranstaltung gestaltet.

Uraufführung/World Premiere: 9. Februar 2014, Theaterhaus Stuttgart, Festival ECLAT

 

Eine Produktion von Musik der Jahrhunderte Stuttgart
Gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Ernst von Siemens Musikstiftung, dem Goethe Institut und der Akademie Schloss Solitude

Das Mittelmeer
Ein transkultureller Raum zwischen drei Kontinenten, aufgeladen von Geschichte und Mythen, die Wiege der Demokratie, der Geburtsort dreier Weltreligionen. Der Raum, in dem wichtigste Errungenschaften der Zivilisation, die Entwicklung der Schrift, der Künste und der Philosophie ihren Ausgang genommen haben. Ein Raum voller Diversität und Widersprüchlichkeit, der seit jeher von Machtansprüchen und Bruderkriegen erschüttert wird. Ein Raum, in dem Europa Grenzen zieht. Ein Raum im Aufbruch, der um Formen moderner Gesellschaft ringt. Ein Sehnsuchtsort.

Die Protagonisten
Das Projekt Mediterranean Voices ist eine Interpretation des Mittelmeerraumes aus der Sicht von zwölf Künstlern, die alle in einem Mittelmeerland beheimatet oder verwurzelt sind. Neue Musik, westliche, von einem europäischen Kunstbegriff geprägte Musik, spielt im Kulturleben der meisten Mittelmeerländer keine oder nur eine sehr geringe Rolle (das gilt, insbesondere seit der Finanzkrise und dem Zusammenbruch von Kunstförderung, auch für die meisten Länder Südeuropas.) Wer sich dort für den Beruf des Komponisten entscheidet, verlässt seine Heimat, studiert in Europa oder Nordamerika, und viele behalten dort auch später ihren beruflichen Mittelpunkt. Sie gehören zur intellektuellen Schicht ihres Landes, egal, ob sie im Ausland leben oder zurückgekehrt sind in ihre Heimat. Ihre Situation als Künstler zwischen beruflicher Singularität, kritischer Distanz zu ihrem Land und tiefer Verwurzelung in ihrer Kultur verleiht ihnen auch eine besondere Position, die Möglichkeit für eine klare, schonungslose, hellsichtige und empathische Sicht auf ihr Land. Wir haben zwölf Komponisten aus zwölf Ländern zwischen Spanien und Ägypten und zwischen Syrien und Marokko eingeladen, gemeinsam mit den Neuen Vocalsolisten, dem Videokünstler Daniel Kötter und der griechischen Architektin Sofia Dona ein Projekt über den Mittelmeerraum zu gestalten, einen künstlerischen Raum, der uns eine Ahnung vermittelt über die Themen und über die Dynamik dieser Region.

Die Vermittler
Mediterranean Voices ist auch ein Projekt über die Stimme, die in der Musik des Mittelmeerraumes eine besondere Rolle spielt, sei es in der Verbindung mit Text und Poesie, mit liturgischer und Koran-Rezitation oder mit archaischen Gesangstraditionen unterschiedlicher Kulturen. Aber die Stimme bietet auch einen großen Reichtum an künstlerischen Ausdrucksmitteln, und viele Komponisten gerade aus dem Mittelmeerraum haben eine besondere Affinität zu diesem »Instrument« entwickelt. Über ein Jahr lang standen die Sängerinnen und Sänger in einem intensiven Dialog mit den zwölf Protagonisten des Projektes. Drei Symposien dienten zum Kennenlernen und künstlerischen Austausch, aber auch der Verortung des Projektes im Kontext gesellschaftlicher und künstlerischer Themen. Und es wurden zwölf Reisen unternommen: Jeweils einer der Sänger hat einen der Komponisten in dessen Heimatland besucht.

Der Rechercheur
Der Videokünstler Daniel Kötter hat die Mediterranean Voices über ein Jahr lang bei ihren Diskussionen und Reisen mit seiner Kamera begleitet und zusammen mit dem Soundexperten Marcin Lenarczyk ausgedehnte Reisen im Mittelmeerraum unternommen. Neben den zwölf Portraits über die künstlerische und kulturelle Verortung der Komponisten in ihrer Heimat entstand eine künstlerisch und dokumentarisch einzigartige Videoinstallation aus 144 kurzen Clips. Eine packende Interpretation des Mittelmeerraumes aus der Sicht eines investigativen Kamera-Manns und Künstlers.

Die Architektin
Die griechische Architektin Sofia Dona hat den Raum für die Aufführungen der Musik und der Videoinstallationen gestaltet. Sie musste eine Balance finden zwischen Poesie und Pragmatismus, zwischen Vision und Diplomatie. Die Anforderungen sind komplex: Wie gestaltet man eine ausgedehnte Videoausstellung inmitten einer Konzertsituation? Wie situiert man zwölf räumlich sich völlig unterscheidende Konzertstücke in einem einheitlichen Raum?

Die Werke

Im Rahmen von Mediterranean Voices sind 12 Kompositionen von 12 Komponisten aus dem Mittelmeerraum entstanden. Sie wurden im Rahmen des ECLAT 2014 uraufgeführt. Auf diesen Seiten finden Sie Mitschnitte der Aufführungen und Informationen zu den Werken.

Die Komponist*innen

Dániel Péter Biró (Victoria), Zeynep Gedizlioglu (Istanbul/Berlin), Zaid Jabri (Damaskus/Krakau), Nimrod Katzir (Tel Aviv), Brahim Kerkour (Rabat/London), Zad Moultaka (Beirut/Paris), Samir Odeh-Tamimi (Jaljulya/Berlin), Amr Okba (Kairo), Marianthi Papalexandri-Alexandri (Thessaloniki/Berlin), Silvia Rosani (Triest/London), Evis Sammoutis (Nikosia), Josep Sanz (Barcelona)

 

Daniel Kötter, Video, Sofia Dona, Architektur/Bühnenbild (arcitecture/stage design), Neue Vocalsolisten Stuttgart

Katalog

Auf 12 Leinwänden, positioniert in vier Sälen, mit insgesamt 144 Videos werden verschiedene Gedankenlinien quer durch die Mittelmeerregion gezogen: architektonische Beobachtungen, soziale Wirklichkeiten, politische Anekdoten. »Lesen« Sie diesen Katalog in ihrer eigenen Dynamik, bestimmen Sie selbst, welche Ausschnitte Sie sehen wollen und in welcher Reihenfolge. Machen Sie Ihre eigene (sicher nicht vollständige) Entdeckung der Mittelmeerregion.