ECLAT 2b


CIRCLES
Gemeinschaft zwischen Spiel und existentieller Erfahrung
Ricardo Eizirik: in steps
für fünf verstärkte Stimmen und einen Performer (2018) UA
Alessandro Bosetti: »These Foolish Things«
für aufgenommene Stimme und Bassklarinette (2018) UA
Antje Vowinckel: Gipfeltreffen
fürDialektstimmen und imitatorische Sänger (2018/19) UA
Huihui Cheng: Your Turn
Eine Kartenspiel-Performance für sechs Sänger und Zuschauer (2018) UA*
Hannes Seidl: Für uns. Für uns.
Lieder am Klavier für zwei bis vier Stimmen (2018/19) UA**
Gabi Wüst (Schüttler/Genschel): Workshop der Liebe
Eine Publikumsbefragung mit den Neuen Vocalsolisten (2018) UA**
Alexander Schubert: A Perfect Circle
für Bassklarinette und fünf Stimmen(2018/19) UA**
Neue Vocalsolisten
Johanna Zimmer/Susanne Leitz-Lorey/Truike van der Poel/Martin Nagy/Guillermo Anzorena/Andreas Fischer
Gareth Davis, Bassklarinette
Szene und Raum: Thomas Fiedler
* Kompositionsauftrag von Musik der Jahrhunderte
finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
** Kompositionsauftrag von Musik der Jahrhunderte
gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
In einer Zeit, in der viele junge Künstler*innen sich von Hochkultur und Virtuosentum abwenden, Musentempel verlassen, Artifizielles verachten und traditionelle Rezeptionsformen in Frage stellen, in der die visuelle Geste der musikalischen gleichgestellt, Realität zum künstlerischen Material und jede Performance medial aufgeladen wird, ändert sich auch die Herausforderung für ein vokales Spitzenensemble und die Rolle seiner Mitglieder: sie werden zur Projektionsfläche, zum Medium, zu Repräsentanten von Realität.
Für CIRLCES komponieren sieben sehr interdisziplinär und konzeptuell denkende Komponist*innen unabhängig voneinander Werke, in denen sich Fragen nach kulturellem Erbe und Wertegemeinschaften, nach Ritualen, nach Rollen in Gemeinschaften und nach gesellschaftlicher Dynamik ausdrücken.
CIRCLES beschreibt szenische Positionen im Raum, aber zugleich gesellschaftliche Kreise, die in den konzertanten, halbszenischen, diskursiven, partizipativen und immersiven Projekten angesprochen werden–darunter eine Wiederentdeckung der Hausmusik, eine Performance, die partizipativ aus einem Gesprächskreis heraus entsteht und ein temporeiches, von Spontaneität geprägtes Spiel, in das Zuschauer sich einmischen, das sie durchkreuzen oder konterkarieren können. Schließlich eine Hypnose-Session, in der das Publikum immer tiefer in eine surreale Welt hineingezogen wird.
Zwischen Spiel und existentieller Erfahrung werden den Zuschauern unterschiedliche Rollen angeboten: Zaungast, Ideengeber, Interakteur, gar Proband einer Hypnose-Session–oder auch immer die reine Beobachter-Rolle.


© Manu Theobald