One line

Manolis Manousakis: State of Exception

für sechs Stimmen und Elektronik
mit Texten von Manolis Manousakis und Angeliki Poulou und einer Choreografie von Yannis Nikolaides

(2021)

unser Leben hin, nämlich den des Ausnahmezustands: dies scheint der vorherrschende Zustand zu sein.

Wir fragen uns selbst:
Was ist normal? Was eine Ausnahme? Müssen wir die Dinge neu definieren? Ist es an der Zeit, die neuen Bedingungen zu benennen?

Der Vertrag der Europäischen Union basierte auf einem Ansatz/einer imaginären Konstruktion, die sich den Bund nicht nur als eine Union von Interessen vorstellte, sondern vielmehr als Ausdruck der sozialen Intention der westlichen Welt zu Schutz und Verbesserung der Conditio Humana, für ein zukünftiges Leben, in dem friedliche Tage des Wohlstands und des Fortschritts herrschen würden. Wo die Menschheit ihre Bedürfnisse befriedigen, Schwierigkeiten kollektiv bewältigen würde im Einklang mit der Schöpfung. Wo der Sinn des Lebens nicht das Überleben wäre.

Doch die Stabilität und Sicherheit scheint eine ferne »Utopie« zu sein.
Irgendetwas drängt ständig, etwas Dringendes, das wir bewältigen müssen, nicht nur politisch, sondern indem wir die eigenen Freiheits- und Menschenrechte in Frage stellen.

Der Alltag scheint als permanenter Ausnahmezustand betrachtet zu werden.
Statt über die Sonne und die Sterne zu reden, statt Mythen und neue Narrative für die Welt zu bauen, beschäftigen wir uns zunehmend mit dem Überleben und seinen Schwierigkeiten. Wir befinden uns in einem ständigen Ausnahmezustand. Ständig werden wir von der politischen Macht aufgefordert, »den Gürtel enger zu schnallen«, »geduldig zu sein«.

Mit diesem Stück wollen wir zeigen, dass die Probleme lebendig und aktiv bleiben, eingebettet in die Mehrdeutigkeit des Begriffs selbst und unsere Aufgabe, uns diese Frage ständig neu zu stellen: »Wie leben wir zusammen in dieser Welt?«

(Manolis Manousakis)